Jahresauswertung – 2021
Jahresauswertung mit Imre Pintér-Péntek, dem Präsidenten der Handels- und Industriekammer des Komitats Győr-Moson-Sopron – Übersetzung aus dem Ungarischen.
Der Schlüssel der wirtschaftlichen Entwicklung liegt in der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmungen
Die Vertretung und die kontinuierliche Information der Wirtschaftsakteure der Region, Lobbytätigkeit im Interesse von Unternehmungen, die wegen der Coronavirus-Pandemie in eine schwierige Lage geraten sind, Unterstützung der Anpassung an die geänderten Regelungen, Erarbeitung von möglichen Entwicklungsrichtungen sowie Ausarbeitung von Plänen für die Zukunft bestimmten in diesem Jahr die Arbeit der Handels- und Industriekammer des Komitates Győr-Moson-Sopron. Wir baten einige Tage vor Weihnachten ihren Präsidenten, Herrn Pintér-Péntek, das ausgehende Jahr zu bewerten.
In welchem Bereich aus der Sicht der Unternehmungen muss die Kammer Vorschläge zur Lösung ihrer dringendsten aktuellen Probleme erarbeiten?
Das Komitat Győr-Moson-Sopron ist auch wirtschaftlich eine der leistungsfähigsten Regionen von Ungarn. Zur Bewahrung dieser Position – und auch für ihre Weiterentwicklung – ist unsere wichtigste Aufgabe die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmungen, einschließlich die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Löhne. Ohne qualifizierte Arbeitskräfte gibt es ja keine moderne Unternehmung. Die hier tätigen Unternehmungen stehen hinsichtlich der Beschäftigung mit Wien, Bratislava und mit Burgenland im Wettbewerb, um die qualifizierten Mitarbeiter im Land zu behalten. Das ist in diesen Tagen eine fast unmögliche Aufgabe, da die ungarischen Unternehmungen nur in der Lage sind, durchschnittlich fünfundfünfzig Prozent der Einkünfte in Burgenland, achtundzwanzig Prozent der Gehälter in Wien, und einundfünfzig Prozent der zuweilen unterschätzen slowakischen Region Bratislava zu bezahlen. Wenn wir daran nicht ändern und nicht aufholen können, werden die guten Fachkräfte uns einfach verlassen. Das gilt verstärkt für die jungen Mitarbeiter. Für die neue Generation hört die Welt nicht an der österreichischen Grenze auf, für sie gibt es weder sprachliche noch administrative Grenzen und sie werden dort arbeiten, wo sie besser auskommen.
Dieser Umstand, das Potential für die Abschöpfung der Arbeitskräfte der umliegenden Länder darf auch bei der Verteilung der Subventionen für Wirtschaftsentwicklung nicht unberücksichtigt bleiben. Auch staatliche Stellen betrachten die westlichen Komitate als solche, die wegen ihres Entwicklungsstandes weniger Unterstützung bedürfen. Somit besteht eine der wichtigsten Aufgaben der Kammer darin, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Region ohne ungarische oder EU-Fördermittel nicht vorstellbar ist. In den letzten Wochen konnten wir gerade bei den Ausschreibungen für das Programm für Wirtschafsentwicklung und Innovation GINOP erzielen, dass im kommenden Jahr mindestens zwanzig Prozent der Fördermittel an Unternehmen der nordwestlichen Region zugeteilt werden. Ohne starke klein- und mittelgroße Unternehmen gibt es keine starke Wirtschaft, deswegen muss ihr Entstehen mit allen Mitteln gefördert werden, und nicht nur in den unterentwickelten Gebieten. Wie vorhin erwähnt, stehen die Unternehmer der westlichen Komitate in starkem Wettbewerb mit den ausländischen Gehältern, mit Unternehmen, die seit fünf oder sechs Generationen existieren. Dies wirft eine neue zu lösende Aufgabe auf, die Problematik des Generationswechsels. Die Kammer des Komitates unterstützt ihre betroffenen Mitglieder auch in diesem Bezug mit mehreren Programmfolgen, zahlreichen Veranstaltungen, mit der Vorstellung von guten Beispielen.
Wie wirkte die langanhaltende Epidemie auf die Wirtschaft des Komitates aus?
Die Konjunktur der Jahre vor der Coronaviren-Epidemie war eine günstige Periode für die Teilnehmer der Wirtschaft. In Kenntnis der zyklischen Entwicklung haben wir gewusst, dass der Aufschwung nicht ewig anhält, aber die Pandemie hat die ungünstigen Prozesse verstärkt und die Schwachpunkte einiger Industriezweige und Lieferketten sichtbar gemacht. Für uns hieß es, dass wir unsere allgemeine Tätigkeit für die Interessenvertretung verstärken mussten, um die Belastungen der besonders betroffenen Industriezweige und der noch aktiven Unternehmen verringern zu können. Auf unsere Initiative hin wurden die Unternehmen in den schwierigsten Situationen zeitweilig von der persönlichen Einkommenssteuer und von der Beitragszahlung befreit. Viele nutzten die Möglichkeiten des Systems für Lohnfortzahlung oder ersparten sich die Mieten von Immobilien in Eigentum des Staates oder der Gemeinden. Einer der wichtigsten Schritte zur Reduzierung der Ausgaben war die Verminderung der Gewerbesteuer auf ein Prozent. Wir haben auch erreicht, dass eine Erhöhung der Steuern zu Lasten der Unternehmungen verboten wurde.
Neben der Verringerung der Ausgaben konnten wir auch zur Aufrechterhaltung der Tätigkeiten eine Hilfe leisten. Der Gesamtbetrag der vergünstigten Kredite, die in Verbindung mit der von der Kammer betreuten Széchenyi-Karte beantragt werden können, hat sich in der letzten Periode vervierfacht. Unsere Arbeitsorganisation erledigte die Angelegenheiten der Antragsteller hervorragend flexibel, sachgerecht und und human.
Wir haben uns bestrebt, die Kraft der Kammergemeinschaft auszunutzen. Wir hielten für unsere Mitglieder mehrere hundert Veranstaltungen, Informationsforen und Informationsveranstaltungen, in Abhängigkeit von der Gesundheitssituation mit persönlicher Teilnahme oder in Online-Form. Wir konnten unsere traditionellen Werte aufbewahren, so stellten wir auch in diesem Jahr anlässlich der Feier des „Prestigepreises Kisalföld“ die erfolgreichsten Unternehmungen der Region als Beispiele für andere vor. Wir sind stolz darauf, dass wir auch in dieser schwierigen Zeit in der Lage waren, in allen Segmenten allen, die sich an uns wandten, ob es sich um einen Industriezweig oder ein individuelles Problem handelte, eine helfende Hand zu reichen.
Das Jahr brachte wichtige Änderungen auch in der Fachausbildung. Welche Unterstützung konnte die Kammer in diesem Bereich anbieten?
Wir haben mehrere Arbeitsgruppen aus den verschiedenen Industriezweigen-zur Erneuerung der Fachausbildung, der dualen Ausbildung aufgestellt. Die Änderungen der Regelungen für die Fachausbildung haben in diesem Jahr die Bildungseinrichtungen auf eine neue Bahn gestellt, und die Unternehmen, die an der dualen Ausbildung teilnehmen, müssen sich an die neuen Anforderungen anpassen. Die Arbeitsgruppen erarbeiteten mit den Bildungsinstitutionen und den Unternehmungen zusammen jene Bildungsstrategie, Bildungssystem und Lehrmaterial, die ermöglichten, dass das duale Ausbildungssystem weiterhin funktionsfähig bleibt. Sehr viele hervorragende Fachleute setzten eine Menge Arbeitsstunden ein, damit die Umstellung erfolgreich wird. Im Weiteren arbeiten wir an einem Qualitätssicherungssystem, das ein einheitlich hohes Ausbildungsniveau garantiert.
Welche Möglichkeiten gab es neben der Lösung der täglichen Probleme zur Erarbeitung der strategischen Entwicklungsmöglichkeiten der Wirtschaft des Komitates?
Einerseits spielt unsere Kammer in der Tätigkeit des Arbeitsausschusses eine Rolle, der unter der Leitung von Regierungsbeauftragtem Dr. Tibor Navracsics die Entwicklungsrichtungen der Wirtschaftsentwicklungszone Nordwest-Ungarn zu bestimmen berufen ist. Andererseits haben wir selber Arbeitsgruppen in allen unseren Kleinregionen mit der Aufgabe aufgestellt, Probleme in drei Hauptthemen und in zehn Dimensionen zu identifizieren, Visionen aufzuzeigen, und in Kenntnis dieser konkrete Handlungs-, beziehungsweise Projektpläne auszuarbeiten. Das erste Modul des Programms wurde abgeschlossen und die Unterlagen mit den Plänen und Vorschlägen liegen vor.
Ich sehe Folgendes als Schlussfolgerung des gemeinsamen Denkens. Auch wenn sich im bestimmenden Industriezweig der Wirtschaft des Komitates, in der Automobilindustrie, wesentliche Änderungen ereignen, bin ich davon überzeugt, dass Fahrzeuge auch in der Zukunft benötigt werden; die Frage ist nur, über welchen Antrieb die zukünftigen Fahrzeuge verfügen werden. Wir rechnen also mit diesem Pfeiler, verfolgen die neuen Technologietrends und wir können uns auf den wissenschaftliche und Forschungskapazitäten der Universität István Széchenyi verlassen.
Dank der geografischen Lage der Region gibt es ein ernsthaftes Potenzial im Ausbau des Logistikbereichs, der wesentlich zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der hier tätigen Unternehmungen beitragen kann. Dazu würde man die Straße Nummer 8 zur Autobahn M8 entwickeln, die Autobahn M1 erweitern und diese verbinden müssen. Außer der Straßen nach Szombathely und Sopron wird auch jene nach Pápa erneuert, was auch den Verkehr unterstützt. Die Luftfracht könnte egy Flugplatz in Pápa ermöglichen – mit Ausweichmöglichkeit in Pér -, die Donau ist das natürliche Medium für den Verkehr auf dem Wasser, und wir setzen uns für den Ausbau von zweiten Gleisen neben den existierenden Eisenbahnlinien ein. Mit diesen Investitionen in die Infrastruktur könnte das Komitat Győr-Moson-Sopron zu einem richtigen Logistikzentrum werden.
Eine dritte wesentliche Ausbruchstelle ist nach meiner Meinung die Entwicklung des Tourismus. Am Neusiedler See (Fertő-tó) hat man bereits mit umfangreichen Arbeiten begonnen, aber das größte kontinentale Deltagebiet von Europa, die Kleine Schüttinsel (Szigetköz) wartet noch auf ihre Entdeckung und touristische Erschließung. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war der Start des Projektes „Insula Manga“, dessen Fortsetzung, die Entwicklung der Stadt Mosonmagyaróvár, des Raabwinkels (Rábaköz) und der Stadt Győr zu einer touristischen Destination, könnte auf das Interesse von hunderttrausenden von in- und ausländischen Besuchern Anspruch erheben. Es bleibt unserer Phantasie überlassen, was für Möglichkeiten sich zum Beispiel aus einer Zusammenarbeit mit der benachbarten Großen Schüttinsel (Csallóköz) entstehen könnten.
Bildunterschriften: Dieses Jahr führte der Präsident der Kammer Abstimmungen über die Ausbruchstellen der Wirtschaft des Komitates mit dem Staatssekretär für Entwicklungen aus EU-Mitteln Dr. Szabolcs Ágostházy und mit Regierungsbeauftragtem Dr. Tibor Navracsics.
Die Arbeitsgruppen für Wirtschaftsentwicklung haben also mögliche Ausbruchstellen der Kleinregionen definiert. Was ist der nächste Schritt?
Die Arbeitsgruppen haben wirtschaftliche Aktionspläne für die Kleinregionen Győr, Mosonmagyaróvár und Neusiedler See – Raabwinkel erarbeitet, die für den gesamten Raum aufzeigen können, in welche Richtung die zukünftigen konkreten Schritte für die weitere Entwicklung notwendig sind. Das zweite Element im Modul ist die Verbreitung der ausgearbeiteten Pläne in der Öffentlichkeit. Dafür initiiert die Kammer mit der Universität István Széchenyi zusammen eine Abstimmung mit den Komitats- und Stadtverwaltungen. Wir stellen vor, was die Wirtschaftsakteure benötigen und rufen Partner zur gemeinsamen Verwirklichung der Vorstellungen auf. Wir beabsichtigen ein Modell für die Zusammenarbeit zu verwirklichen, die einerseits als Beispiel für die anderen Regionen von Ungarn diesen kann, andererseits die Bestrebungen der Region zur Entwicklung der Wirtschaft in eine neue Dimension, auf ein höheres Niveau versetzen kann.
Welche Aufgaben warten auf die Kammer im nächsten Jahr?
Die vorhin aufgezählten Tätigkeiten bestimmen auch die Ausrichtung des Jahres 2022. Wir wollen vermeiden, dass die Pläne für die Entwicklung der Wirtschaft auf Papier bleiben und wir suchen die Möglichkeiten ihrer Verwirklichung in einer Zusammenarbeit mit den Interessierten. Unsere Arbeit für Interessenvertretung wird fortgesetzt und wir möchten sicherstellen, dass die Vorschläge der Unternehmungen weiterhin zu den Entscheidungsträgern gelangen, und die Mitglieder der Kammer erwarten mit Recht auch die Unterstützung der Zuführung der ausgeschriebenen Fördermittel. Die Unterstützung der dualen Ausbildung und der Fachausbildung liegt in unserem primären Interesse, da die Wettbewerbsfähigkeit nur bewahrt werden kann, wenn qualifizierte Fachkräfte vorhanden sind.
Es liegen also reichlich Aufgaben für das kommende Jahr vor, aber zum Jahresende ist es gut, wenn jeder für sich ein bisschen Ruhe und Zeit für das Kräftesammeln gönnen kann. In diesem Sinne wünsche ich allen Mitgliedern und Mitarbeitern der Handels- und Industriekammer des Komitates Győr-Moson-Sopron und genauso allen Unternehmern der Region gesegnete Weihnachten und ein erfolgreiches, glückliches Neujahr.